Wer zum Teufel ist der heilige Leodegar?

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Bericht
Lesedauer
2 Minuten
Veröffentlicht am
4. Oktober 2021 im Print

Vorlesungsfreie Tage sind in der Regel sehr willkommen, zumindest aus Sicht der Studierenden. So auch der Feiertag am 2. Oktober für die Luzerner Studierenden. Aber weiss eigentlich jemand, warum man an diesem Tag überhaupt frei hat?

Angela Baumann, Philosophy, Politics and Economics
Design: Darline Vainer, Digital Ideation, HSLU

Jedes Jahr am 2. Oktober können die Studierenden der Hochschulen Luzern einen freien Tag geniessen. Alle Vorlesungen fallen aus, die Bibliotheken der ZHB und das Uni-Gebäude schliessen ihre Türen. Ist der 2. Oktober ein nationaler Feiertag? Nein. Haben Studierende an anderen Schweizer Hochschulen auch frei? Ebenfalls Nein.

Was also wird am 2. Oktober gefeiert und weshalb nur in Luzern? Die kurze Antwort: Es ist St. Leodegar. Dieser Name dürfte manchen bereits bekannt sein. Sei es dank dem Feiertag, der Hofkirche St. Leodegar oder dem Haus St. Leodegar.

Leodegar hat erstaunlich wenig mit Luzern zu tun

Aber wieso ist dieser Name in Luzern so oft anzutreffen? Diese Geschichte reicht einige Jahrhunderte zurück und hat erstaunlich wenig mit der Stadt Luzern zu tun. 

Leodegar war Bischof von Autun ⎼ eine Kleinstadt in Frankreich ⎼ und zeitlebens mit dem fränkischen Hausmeier Ebroin verfeindet. Ebroin beschuldigte Leodegar des Mordes am König, liess ihm die Zunge herausreissen und mit einem Bohrer blenden. Als Leodegar dennoch weiter predigte und Ebroin mit der Vorhersage dessen und seines eigenen Todes aufs Neue verärgerte, wurde er in die Normandie verbannt und am 2. Oktober des Jahres 677 enthauptet. Obwohl Leodegars Tod mit der Kirche und dem Glauben nichts zu tun hatte, wurde er heiliggesprochen und wird heute als Märtyrer verehrt. Der Legende nach zeigten sich an ihm allerlei Wunder.

Doch warum hat diese Geschichte eine Bedeutung für die Stadt Luzern? Die Verbindung zwischen der französischen Kleinstadt Autun und Luzern liegt im elsässischen Kloster Murbach. Letzteres wurde wenige Jahrzehnte nach Leodegars Tod gegründet. Dort wurde er als Patron verehrt. In Süddeutschland, Basel, im Aargau, aber eben auch in Luzern, besass dieses Kloster viel Land. So erwarb Murbach im 9. Jahrhundert auch das Benediktinerkloster im Hof bei Luzern.

Ein Schutzpatron für Luzern

Von da an galt Leodegar als Schutzpatron des Luzerner Klosters und noch heute für die ganze Stadt. Deshalb wird der 2. Oktober wohl auch als Schutzengelfest bezeichnet, obwohl es wiederum keinen direkten Zusammenhang zwischen Leodegar und dem Glauben an Schutzengel gibt.

Wie aber wird dieser Tag eigentlich gefeiert? Nun, die Antwort darauf ist simpel: Fast gar nicht. Ausser in der Kirche St. Leodegar gibt es keine grösseren Veranstaltungen in der Stadt. Das Aussergewöhnlichste an diesem Tag ist, dass die ganze Stadt still steht. Nicht nur die Uni und Bibliotheken sind geschlossen, sondern auch Geschäfte und Ämter.

Man kann sich nun fragen, wie sinnvoll ein solcher städtischer Feiertag ist, wenn kaum Feierlichkeiten stattfinden und der Bezug zur Stadt Luzern nur sehr gering ist. Aus Sicht der Luzerner Studierenden wage ich aber zu behaupten, dass dies keine Rolle spielt. Ein vorlesungsfreier Tag wird immer dankend angenommen. In diesem Sinne wünsche ich euch einen schönen St. Leodegar!

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