Egal welchen Abschluss Geflüchtete vorweisen können, er wird in der Schweiz zumeist nicht anerkannt, und auch der Zugang zu Arbeit oder einem Studium bleibt ihnen oft verwehrt. Hier will das «Schnupperstudium für Flüchtlinge» der Universität Luzern einen Kontrapunkt setzen.
Noémie Marchon, Mentorin der Schnupperuni, Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften
Am 1. März 2019 trat ein neues, beschleunigtes Asylverfahren in Kraft. Dieses soll dafür sorgen, dass Asylentscheide in einer Frist von 140 Tagen gefällt werden. Geflüchtete Personen, welche vor dem 1. März des vergangenen Jahres in die Schweiz eingereist sind, profitieren allerdings nicht von der neuen Regelung. Sie warten oft unverhältnismässig lange auf ihren Asylentscheid. Dies bringt für sie eine lange Zeit des Wartens zwischen Hoffnung und Angst und voller Unsicherheit mit sich. Wie weiter, wenn das Asylgesuch abgelehnt wird? Und wieso soll man sich um eine gute Integration bemühen, wenn man so lange nicht weiss, ob man bleiben darf?
Dies ist jedoch nicht die einzige Problematik, mit der sich Asylbewerbende konfrontiert sehen. Oft haben sie keine Möglichkeit zu arbeiten oder sich anderweitig zu beschäftigen. Es entstehen Gefühle der Langeweile, Unterforderung und Nutzlosigkeit. Viele hatten in ihrer Heimat einen Vollzeitjob und würden sich auch in der Schweiz gerne betätigen, was ihnen jedoch verwehrt bleibt. Hier sieht das Projekt «Schnupperstudium für Flüchtlinge» seine Aufgabe. Es bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, als Hörer*innen Vorlesungen und Seminare der Universität Luzern zu besuchen.
Als Alumni zurück an die Uni
Viele der Geflüchteten haben bereits einen universitären Abschluss, welcher in der Schweiz jedoch nicht anerkannt wird. Sie schätzen es, ihr Wissen zu erweitern oder das, was sie im Studium in ihrem Herkunftsland bereits gelernt haben, auf Deutsch zu repetieren und damit ihre Sprach- und Fachkenntnisse zu erweitern. Mit ihrer Teilnahme bei der Schnupperuni sollen die Geflüchteten jedoch nicht nur das schweizerische Universitätssystem, sondern auch das duale Bildungssystem kennenlernen. Ziel ist es, dass alle Teilnehmenden eine Ausbildungsmöglichkeit finden, die ihnen entspricht, sei dies in Form einer Zulassung an eine Hochschule, einer Lehrstelle oder eines Praktikums.
Unterstützt werden sie dabei von Mentor*innen, die selbst an der Universität Luzern studieren. Die durchgeführten Events reichen vom CV-Workshop bis hin zum Besuch im Bundeshaus. Damit soll den Geflüchteten eine Hilfestellung geboten, aber auch das schweizerische Bildungs-, Politsystem und Sozialsystem nähergebracht werden. Ausserdem wird der Austausch zwischen verschiedenen Kulturen und vor allem Persönlichkeiten von allen Seiten sehr geschätzt.
Für die Mentor*innen bietet das Projekt einen bereichernden Austausch und auch die Möglichkeit, interessante Vorträge und Schulungen zu Themen der Migration und Integration zu besuchen.
Neue, motivierte und engagierte Studierende, welche sich für die Mentoring-Aufgabe interessieren, sind jederzeit herzlich willkommen. Bei Interesse dürfen sie sich gerne an das International Relations Office wenden.
Kontakt
International Relations Office
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+41 41 229 50 71
Raum 4.A21