Ist das Unigebäude schön?

Format
Meinung
Lesedauer
3 Minuten
Veröffentlicht am
3. März 2022 im Print

«Das Uni-Gebäude ist hässlich», hiess es an einer Redaktionssitzung im November. Warum ich anderer Meinung bin und welche Orte der Universität ich besonders schön finde.

Angela Baumann, Philosophy, Politics and Economics

Bevor ich an der Universität Luzern studierte, ging ich vier Jahre lang im wohl hässlichsten Schulgebäude der Schweiz zur Schule: der Kanti Olten. Der neunstöckige, graue Betonklotz ist im Stil des Brutalismus gebaut und durch seine erhöhte Lage in der Stadt Olten unübersehbar. Wer zur Kantonsschule gelangen will, muss zuerst den berüchtigten «Kantihoger» bezwingen. Auf dem Weg zum Klassenzimmer kann man dann entweder die rostige Kunst mitten auf den Treppen bestaunen oder sich wie in einem wilden Moshpit in einen der zwei Lifte für Schüler*innen quetschen.

In den Gängen stehen teilweise Eimer auf dem Boden, in die bei Regen das Wasser von den Decken tropft. Gelegentlich wurden sogar ganze Stockwerke überflutet. Die Zimmer und Gänge sind von den Farben grau, braun und moosgrün geprägt. Ob die Farbe der Türen wirklich als moosgrün bezeichnet werden kann, ist umstritten. In einer kleinen Umfrage in meinem Freundeskreis wurden auch Begriffe wie olivgrün, Algenbefall, Durchfall, Erbrochenes oder “die Farbe, in der man sich einen Furz vorstellt” genannt. Die knallgelben Stühle in der Mensa und in den Gängen sind zwar ein netter Versuch, machen die kalte Atmosphäre aber auch nicht besser.

Das schlimmste jedoch sind die Teppichböden in den Zimmern. Mehr als 30 Jahre lang liefen die Schüler*innen der Kanti Olten auf denselben moosgrünen und grauen Teppichen herum, die mittlerweile an vielen Orten aufgekratzt und von Getränkeflecken gezeichnet sind. Doch anstatt diesen Fehler bei der seit einigen Jahren laufenden Gesamtrenovation der Kanti zu erkennen, entschied man sich, neue Teppiche in den Zimmern und zusätzlich in gewissen Gängen zu verlegen. Kein Wunder also, dass die Kanti Olten in einer Umfrage als viert-hässlichstes Gebäude der Schweiz bewertet wurde.

Das Uni-Gebäude

Dementsprechend war ich etwas perplex, als an einer Lumos-Redaktionssitzung im November die Frage aufkam, ob wir einen Artikel darüber schreiben könnten, wie hässlich das Uni-Gebäude in Luzern sei. Nach vier Jahren an der Kanti Olten erscheint es mir wie ein schlechter Witz, sich über das Aussehen der Universität zu beschweren. Zugegeben, meine Messlatte liegt tief. Trotzdem kann ich vielleicht einige von euch davon überzeugen, dass unser Uni-Gebäude eigentlich ganz schön ist.

Das ehemalige Postbetriebsgebäude in der Frohburgstrasse 3 wurde von 2007 bis 2011 zum heutigen Universitätsgebäude umgebaut. Das Gebäude, das die Uni und die PH beherbergt, hat vier Stockwerke und ist modern designt. Die grossen Fenster lassen die Räume hell erscheinen und die farbigen Wände in den offenen Innenbereichen schaffen eine angenehme Atmosphäre. Die verschiedenen Farben wie grün, orange und pink bringen Abwechslung in die Gestaltung der Räume und Gänge.

Vielseitige Arbeitsplätze in der Bibliothek

Die Variation von unterschiedlichen Geschosshöhen in den verschiedenen Bereichen des Gebäudes hat einen gewissen Charme. Eine doppelte Raumhöhe finden wir im Lesesaal der Bibliothek, im Foyer und in der Mensa. Sitzt man in der Bibliothek an einem Platz mit Blick auf das Foyer, kann man sich leicht von langweiligen Seminartexten ablenken lassen und das Geschehen in der unteren Etage beobachten. Eine spontane Kaffeepause mit Leuten, die man zufällig im Foyer entdeckt, ist nicht auszuschliessen.

Die Bibliothek bietet noch andere vielseitige Arbeitsplätze. Wer zur besseren Konzentration gerne von lernenden Kommiliton*innen umgeben ist, kann die zahlreichen Arbeitsplätze an den grossen Tischen nutzen. Setzt man sich in den Lesesaal mit der Eule, die sich der Legende nach alle paar Stunden kurz bewegt, kann man vielleicht sogar herausfinden, ob das tatsächlich stimmt. Sehr beliebt sind auch die wenigen Plätze mit Sicht auf den See. Und wenn man bequem ein Buch oder eine Zeitschrift lesen möchte, kann man die farbigen Sitzgelegenheiten rechts neben dem Infodesk nutzen.

Besonders schöne Orte an der Uni

Neben der Bibliothek verfügt das Uni-Gebäude über einige weitere besonders schöne Bereiche. Einer der gemütlichsten Orte ist das Foyer. Mit der grossen Raumhöhe, den Fenstern an der Decke, den langen, von der Decke hängenden Lampen und den farbigen Sitzgelegenheiten wirkt es sehr einladend. Zwar kein ästhetisches Meisterwerk, aber dennoch gemütlich ist der Chill-Out-Raum im Untergeschoss. Er wird oft einfach als Schlafraum bezeichnet und ist besonders praktisch für ein kurzes Nickerchen oder wenn man am Abend zuvor doch zu heftig gefeiert hat.

Weitere Highlights sind die Zimmer mit Seeblick in den oberen Etagen und die erst kürzlich neu gestaltete Terrasse im zweiten Stock, auf der nachmittags noch erstaunlich lange die Sonne genossen werden kann. Zu guter Letzt muss noch die Lage der Universität erwähnt werden. In einer wunderschönen Stadt mit See und Bergen und nur zwei Minuten vom Bahnhof und dem See entfernt, befindet sich das Unigebäude definitiv an einem einzigartigen Ort. Und sind wir ehrlich, für ein tolles Student*innenleben ist dieser Faktor mindestens genauso entscheidend wie die Schönheit des Gebäudes.

Zeen is a next generation WordPress theme. It’s powerful, beautifully designed and comes with everything you need to engage your visitors and increase conversions.