StudRat? Hä?

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Bericht
Lesedauer
3 Minuten
Veröffentlicht am
1. März 2021 im Print

Jedes Herbstsemester haben die Studierenden der Universität Luzern die Möglichkeit, den StudRat zu wählen. Diese Chance nimmt jedoch nur eine Minderheit wahr, das Interesse an Unipolitik ist beschränkt. Zu Recht? Fabian Pfaff, ein alter Hase im Studrat, und Anna Tommasi, ein neu gewähltes Mitglied, über ihre Arbeit und Erfolge.

Reto Walpen, Philosophy, Politics and Economics
Foto: Jonathan Biedermann, Philosophy, Politics and Economics

Nur etwa 20 Prozent der Studierenden der Uni Luzern entschieden sich Ende letzten Jahres, ihre Stimme für eine StudRatsliste abzugeben. Gar nicht so schlecht im Vergleich zu anderen Unis, aber dennoch ein Zeichen für geringes Interesse an Unipolitik, sagt Fabian Pfaff, welcher mit der Theologischen Liste vor fünf Jahren in den Rat gewählt wurde und an der konstituierenden Sitzung des aktuellen Rates zurücktrat. Was liesse sich also ändern?

«In meinem ersten Semester war ich fast die einzige, die wusste, dass der Studrat existiert. Die Informationsbasis ist also enorm wichtig», meint Anna Tommasi auf diese Frage. Sie kandidierte vergangenes Semester erfolgreich für die Feministische Liste und übernahm gleich bei Amtsantritt das Ratspräsidium. Um diese Informationsbasis zu vergrössern, fragen wir also: Was ist eigentlich der StudRat?

Sprachkurse, Partys, Mandelmilch und mehr

Der StudRat ist das Legislativorgan der Studierendenorganisation der Universität Luzern, kurz SOL. Als solches vertritt er die studentischen Interessen besonders gegenüber der Universität und setzt sich für diese ein. Das sei jedoch nicht immer einfach, so Fabian, denn oft sei es nicht leicht, sich gegen die Universitätsleitung durchzusetzen. Deshalb verwalte der StudRat in erster Linie die Gelder, die er zur Verfügung gestellt bekommt, welche unter anderem für die Ausgestaltung der SOL-Angebote – dazu gehören Sprachkurse, Stadtführungen, aber auch die eine oder andere Party – und die finanzielle Unterstützung studentischer Vereine genutzt werden.

Doch gibt es auch im Studrat kleine, aber nicht unbedeutende Fortschritte für die Studierenden: So können klimabewusste, vegane oder laktoseintolerante Studis ihren Kaffee in der Mensa seit bald zwei Jahren mit Mandelmilch geniessen (über die Nachhaltigkeitsziele der Mensa berichtete Lumos bereits online im Dezember). Und auch für die äusserst Fleissigen unter uns konnte der StudRat einen Erfolg verzeichnen, als die Bibliothek ihre Öffnungszeiten verlängerte.

Trotz der geringen Reichweite ist der StudRat eine wichtige Institution an der Universität, davon ist der Theologiestudent überzeugt: «Der Einfluss der Studierendenvertretung ist an jeder Uni beschränkt, und bei uns hört die Unileitung noch weniger drauf als anderswo. Wir tun, was möglich ist, und das ist wichtig. Sonst würde noch weniger gehen.»

Die angestrebten und tatsächlich erreichten Veränderungen im Unialltag sind aber auch nicht alles, was den StudRat ausmacht, ist Anna überzeugt: «Es geht nicht nur um den Einfluss, sondern auch darum, dass ein steter Diskurs stattfindet.» Der Austausch auf allen Ebenen zwischen Rat, Fachschaften, Studierenden oder Fakultäten sei sehr wichtig, meint sie. «So können Diversität, Konfrontationen und auch ein gewisser Konflikt gelebt werden. Auf diese Weise aus seiner oder ihrer kleinen Bubble geholt zu werden, nützt schlussendlich allen.»

Was könnte eigentlich besser laufen?

Das Problem der geringen Sichtbarkeit des Rates bleibt dennoch bestehen. Dessen ist sich auch Anna, die im zweiten Semester PPE studiert, bewusst: «Unser Einfluss ist extrem hintergründig. Es ist daher stark von den einzelnen Personen abhängig, wie man ihn spürt. Wenn man von Anfang an nichts sieht, was man ändern wollte, wird man tatsächliche Änderungen auch kaum wahrnehmen.» Hier stimmt Fabian zu: «Für viele ist der Status Quo okay. Sie gehen am Abend nach Hause und kümmern sich wenig darum, was an der Uni eigentlich besser laufen könnte.»

Was sollte sich also konkret ändern, damit die Studierenden auf die Gestaltung des Unilebens mehr Einfluss gewinnen können? Der StudRat müsse seine Kommunikation gegen aussen verstärken, sind sich die beiden einig. Was ist der StudRat? Wie kann man ihn erreichen? Was kann er an der Uni verändern? All das seien Fragen, welche viele Studierende bisher nicht wirklich beantworten können, welche aber zentral seien, damit der StudRat tatsächlich in deren Interesse handeln könne. Ob in den nächsten Semestern also eine studrätliche Informationswelle auf uns zurollen wird, bleibt abzuwarten. Schaden würde es wohl kaum.

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