In Sheys Leben spielten Games schon immer eine wichtige Rolle, während Leonie bis vor Kurzem noch nie einen Controller in der Hand hatte. Aus diesem Grund wollten sie beide Welten zusammenführen. Hier berichten sie von einem schicksalhaften Nachmittag.
Shey Caroli und Leonie Herde, Kulturwissenschaften
Leonie: Von der Welt des Gamens habe ich wirklich so gar keine Ahnung. Ich hatte früher ein paar Spiele auf meinem Handy, aber das war es auch schon, was ich an Gaming-Erfahrungen vorzuweisen habe. Kommt bei einem Gespräch also das Thema auf, bin ich erst einmal aussen vor und verstehe nur Bahnhof. Ich kann nicht beurteilen, welcher Controller sich besser anfühlt oder was die Vor- oder Nachteile vom Gamen mit der Playstation sind.
Bei Shey sieht das anders aus. So kam sie auf die Idee, mich ins Gamen einzuführen. Ich fand die Vorstellung eigentlich ganz spannend und so trafen wir uns an einem Nachmittag bei ihr zuhause und starteten die Playstation. Also besser gesagt: Sie startete die Playstation und drückte mir einen Controller in die Hand. Nachdem sie mir die vielen Knöpfe kurz erklärt hatte, begannen wir mit dem ersten Spiel. Zum Glück konnte man zu zweit spielen, sonst hätte ich jämmerlich versagt. Ich bewegte den linken Knopf auf meinem Controller hin und her und versuchte gleichzeitig meine Figur auf dem Bildschirm nicht aus den Augen zu lassen. «Siehst du die grünen Menschen dort?» Shey nickte in Richtung Bildschirm. «Die musst du retten!» Welche grünen Menschen? Darauf kann ich mich jetzt nicht konzentrieren, schliesslich muss ich aufpassen, dass ich den nächsten Angriff überlebe! Nur knapp gelingt es mir einem Feuerball auszuweichen. Auch wenn es mehr Zufall war als ein gekonntes Manöver, aber pssst!
Shey: Ich spiele Videospiele schon mein Leben lang. Eigentlich schon fast so lange wie ich fähig bin zu denken. Meine Kindheitserinnerungen daran bilden sich aus einer Mischung von Spyro, Hamtaro (ja… Dazu gab es einige Games – gute!) und ganz viel Pokémon. Später dann auch viel Dragonball. Meine erste eigene Konsole war ein violettes GBA (Gameboy Advance), welches ich heute noch besitze und anschliessend die PS2. Nintendo und Sony sind heute noch meine bevorzugten Gaming-Konsolen und es kommt selten vor, dass ich auf ihre neuen Konsolen verzichten kann. Wenn man mich fragt, was heute meine Lieblingsspiele sind, fällt es mir schwer eine Antwort zu finden. Pokémon bleibt sicherlich weiterhin ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Ansonsten spiele ich hauptsächlich Games aus dem Open World Genre. Darunter fallen zum Beispiel Spiele wie Skyrim und Assassins Creed. Ein völlig unterschätztes Spiel ist Final Fantasy Crisis Core. Leider erschien dieses Spiel nur für die PSP (Playstation Portable) und ein Remake ist noch nicht in Sicht. Komplett überbewertet dagegen wird meiner Meinung nach FIFA (sorry not sorry).
Für den Tag mit Leonie entschied ich spontan, welche Spiele gespielt werden. Da ich doch eine gute Sammlung an Games besitze, wusste ich, dass keine grosse Planung von Nöten war. Die wichtige Frage war wohl eher, welchen Genres ich sie aussetzen sollte. Da die Zeit eher etwas knapp war, entschied ich mich für folgende Games: Resogun, Life is Strange, Trials Fusion und Diablo III. In einem zweiten Anlauf kamen dann noch ein Mario Klassiker, Trials Rising und Kirby auf der Nintendo Switch dazu.
Resogun betont die alten Arcade Elemente der Games, gemischt mit neuen Grafiken und Boosts. Das Spielprinzip ist simpel: Man steuert ein Raumschiff eigener Wahl, schiesst Objekte ab, die das Raumschiff sonst explodieren lassen (diese Objekte bewegen sich) und rettet dabei die Wesen, die festgehalten werden. Die Bosse, die jeweils das Ende einer Stufe oder des Games markieren, fallen je nach Level anders aus und man hat nur eine begrenzte Anzahl Leben. Wenn man die sogenannten «Keepers» besiegt, fliegt eine grüne Kugel über den Bildschirm und befreit eines der Wesen. Wieso Wesen? Weil es sowohl Aliens wie auch Pinguine gibt. Wieso Pinguine? Das ist mir auch ein Rätsel. Leonie hat sich bei diesem Spiel unerwartet gut geschlagen. Zu Beginn sah sie die grünen Kugeln nicht, doch diese scheint seltsamerweise kaum jemand selbständig zu entdecken. Zusammen zu spielen war sehr amüsant und der letzte Boss wurde dann sogar von Leonie selbst besiegt! Mein Gamerherz war natürlich sehr stolz über diesen Erfolg
Runde zwei bringt neue Herausforderungen
Leonie: Ich muss sagen, nach dieser ersten Gamingsession rauchte mir schon etwas der Kopf. Ich finde, dass ich mich ganz gut geschlagen habe, denn ich bin nur einmal gestorben. Doch die laute Musik und das Design des Games, bei welchem dauernd irgendwelche Sachen herumfliegen, denen man entweder ausweichen muss oder die man retten muss (irgendwie habe ich den Unterschied doch noch erkannt), sind ermüdend. Ich war froh, als wir dann ein anderes Spiel ausprobierten.
Shey meinte, dieses Spiel solle ich allein versuchen und verliess das Zimmer mit einem Grinsen. Während sie in der Küche hantierte, versuchte ich mich im neuen Spiel, Life is Strange, zurecht zu finden. Natürlich war es ein komplett anderes Design und auch die Bedienung war anders. Ich musste alles neu lernen. Doch immerhin ging es dieses Mal nicht direkt um Leben und Tod 😊. Diesmal war ich eine Figur, die sich an einer neuen Schule zurechtfinden musste. Ich konnte immer Entscheidungen treffen: zum Beispiel ob ich eine Figur ansprechen soll oder etwas anschauen oder bewegen will. Die Perspektive war etwas gewöhnungsbedürftig, denn man konnte sie beliebig ändern, was ich zu Beginn nicht verstanden hatte. Nach etwa drei Minuten musste mir Shey darum schon helfen, doch danach funktionierte es ganz gut allein und ich freute mich immer, wenn etwas klappte. Ich hatte jedoch oft das Gefühl, ich komme nicht vom Fleck, deswegen probierte ich alles aus, bis ich schliesslich das Ziel erreichte. Meine Geduld wurde definitiv auf die Probe gestellt und ich war froh um eine Essenspause.
Shey: Bei Life is Strange musste ich Leonie allein lassen, um kochen zu gehen. Doch gerade das war für ihr Spielerlebnis optimal! Life is Strange ist ein sehr anfängerfreundliches, Story-basiertes Spiel. Man trifft Entscheidungen, die das Spiel bedeutend beeinflussen (so führen zum Beispiel bestimmte Entscheidungen dazu, dass eine Figur stirbt oder eben nicht). Leonie allein zu lassen bedeutete ihr die Möglichkeit zu geben, sich ohne Ablenkung und Hemmungen auf ein Spiel einlassen zu können. Im Nachhinein bin ich sehr erstaunt darüber, wie leicht ihr das Anspielen gelang.
Trials Fusion konnte sie sowohl auf der PS4 wie auch auf der Nintendo Switch testen. Auf der PS4 war es mir sogar möglich, ein Spiel zu dritt zu organisieren, da ich Besuch hatte. Ich behaupte mal, dass dies allen Beteiligten gute Unterhaltung bot. Für mich interessant war zu hören, wie sich dasselbe Spiel auf zwei verschiedenen Konsolen anfühlt und bei Diablo war ich wieder überrascht, wie gut Leonie das Spielprinzip verstanden hatte. Die Klasse der Magierin passte sehr gut zu ihr, da sie auf diese Art auf Abstand bleiben konnte, während ich im Nahkampf den direkten Köperkontakt mit den Feinden suchen musste. Dadurch konnte ich ebenfalls eine für mich neue Klasse auszuprobieren, die der Barbaren.
Leonie: Nach dem Essen blieb noch Zeit für zwei kurze letzte Spiele. Das Erste, Trials Fusion, spielten wir zu dritt, wobei ich auf der Rangliste, die am Ende jedes Levels angezeigt wurde, jeweils den dritten Platz einnahm, aber Podest ist Podest, nicht wahr? Man musste ein Fahrzeug über eine Art Buckelpiste lenken und dabei das Gleichgewicht nicht verlieren, was gar nicht so einfach war!
Das letzte Spiel, Diablo, war für mich wieder etwas komplizierter, da man auf viele verschiedene Dinge achten musste. Meine Multitasking-Fähigkeiten könnte ich mit Gamen vielleicht tatsächlich verbessern. Man spielte in einem Team und musste Feinde abwehren, die plötzlich auftauchten und angriffen. Jede Figur hat dabei unterschiedliche Waffen und Fähigkeiten. Meine kämpfte mit einer Art Laserstrahl. Damit konnte ich einfach alle Gegner weglasern, eine echte Wunderwaffe! Ehrlichgesagt konnte ich meine Figur so auch etwas auf Abstand zu den Feinden halten und meine Überlebenschancen etwas steigern. Dieses Spiel gefiel mir jedoch weniger gut, wegen der düsteren Stimmung und des unklaren Ziels. Zudem blieb viel zu wenig Zeit, um so richtig in das Spiel hineinzufinden. Ich denke, wir hätten locker einen ganzen Nachmittag nur mit diesem Spiel verbringen können.
Shey zeigte mir auch noch, wie gamen auf der Switch funktioniert. Die Konsole funktioniert zum Glück ähnlich, nur dass der Bildschirm bereits integriert ist. Die Spiele, die ich darauf spielte, waren jedoch nicht so einfach, wie es bei Shey aussah. Mario kannte ich bereits vom Zuschauen bei anderen und es funktionierte dann auch ganz gut. Bei Kirby hatte ich jedoch Mühe, bis ich die Funktionen begriffen hatte, die es gibt. Obwohl ich bereits viele Spiele vorher gespielt hatte, fand ich es schwierig im Kopf zu behalten, welche Knöpfe welche Funktion haben. Auch das ist bei jedem Spiel etwas anders und man muss sich wieder neu daran gewöhnen.
Shey: Auf der Switch konnte sich Leonie an Mario und Kirby herantasten. Beide waren schnell erklärt, da die Spielmechanik nicht sehr kompliziert ist. An Mario gewöhnte sie sich schneller, während ich doch etwas erstaunt darüber war, wie schwierig Kirby zu sein schien. Bei Kirby kann man Gegner einsaugen und so deren Fähigkeiten annehmen. Ich gewöhne mich normalerweise eher schnell an solche Mechaniken, doch Leonie konnte bei diesem Durchlauf noch nicht wirklich mit Kirby umgehen. Es wäre für einen dritten Anlauf vielleicht interessant zu beobachten, ob es nur eine Frage der Zeit ist, oder ob Kirby einfach nicht ihr «Ding» ist.
Am Ende eines glorreichen Tages
Leonie: Mein erster Versuch, mich mit verschiedenen Games herumzuschlagen war ziemlich erfolgreich. Ich habe unterschiedliche Arten von Games kennengelernt, auch wenn ich leider die meisten Namen bereits vergessen habe. Der Vergleich unter ihnen fällt mir schwer, da alle so unterschiedlich sind. Bei einigen ist das Prinzip schnell klar, dafür spielt man auch nicht so lange. Andere sind in eine richtige Geschichte eingebettet und haben eigene Figuren mit unterschiedlichen Charakteren und aufwändige Darstellungen. Ich verstehe nun auch, wie man so viel Zeit verbringen kann mit Gamen, denn viele Spiele werden vor allem dann interessant, wenn man länger dran ist.
Ausserdem vergeht die Zeit sowieso wie im Flug, weil man sich automatisch voll ins Spiel hineinversetzt und alles andere um sich herum vergisst. Ich denke, man kann das Gefühl mit dem Schauen eines spannenden Films vergleichen. Es geht auch um eine Geschichte, die sich entwickelt, nur hat man beim Gamen die Kontrolle darüber, in welche Richtung sie gehen soll. Am besten hat mir das Spielen zu zweit oder zu dritt gefallen. Das würde ich auch gerne wieder einmal machen, aber jetzt habe ich erst mal für eine Weile genug Bildschirm und Controller gehabt.
Shey: Es war ein spannender Nachmittag. Die Zeit war auf jeden Fall zu kurz, um sich ein umfangreiches Bild von den Games zu machen. Life is Strange hätte man beispielsweise viel intensiver spielen müssen, um in die erzählte Story einzutauchen und eine Verbindung zu den Charakteren aufzubauen. Spiele wie Trials Fusion/Rising, Resogun, Mario und Kirby eignen sich hingegen gut für einen kurzen «run». Das Einzige, was dabei zeitaufwendig sein könnte, wäre die Spielmechanik in den Griff zu bekommen, wenn man erstmals eine Konsole oder einen Controller in die Hand nimmt. Bei Diablo ist die Story definitiv nicht das Interessanteste am Spiel, doch auch bei diesem Game ist mehr Zeit notwendig, da man seinen Charakter im Laufe der Zeit mit Rüstung stärken und die bevorzugten Skills verbessern kann. Auf diese Weise muss man sich nämlich mit der Optimierung des Charakters auseinandersetzen, aber auch entscheiden, welche Skills mehr zum eigenen Spielstil passen.
Als Gamer wäre ich glücklich, wenn ich allen, die nicht gamen, eine schöne Zeit bieten kann, welche vielleicht sogar zu gesteigertem Interesse führt. Videospiele haben die schöne Fähigkeit, Menschen zu verbinden. Hätte ich dieses Hobby nie entdeckt, hätte ich in meiner Jugend sehr einsame Momente gehabt. Aber auch heute verhelfen mir Games dazu, von der Welt Abstand zu nehmen und abschalten zu können. Videospiele fördern unter anderem die Motorik sowie schnelles und lösungsorientiertes Denken (je nach Spiel). Man kann sich vielleicht mit den Charakteren identifizieren oder Neues dazulernen. Oder man hat ganz einfach Spass am Spiel. Wie auch immer, Videospiele sind für mich eine wichtige Bereicherung in meinem Leben und haben mir in schwierigen Zeiten geholfen, meine Aufmerksamkeit auf anderes zu lenken.