Ein einziger Katalog für alle Schweizer Bibliotheken

Format
Bericht
Lesedauer
4 Minuten
Veröffentlicht am
20. November 2020

Good News für alle Studis, die wegen der Literaturrecherche oft verzweifelt sind: Im Dezember 2020 schliessen sich 475 wissenschaftliche Bibliotheken der Schweiz zu einem Katalog zusammen! Die Ausleihe und Bestellung von Büchern und wissenschaftlichen Artikeln wird somit harmonisiert. Lumos hat sich bei Ruth Bucheli und Benjamin Flämig von der zhb über die Neuerungen informiert.

Anselma Künzle, Weltgesellschaft und Weltpolitik
Bild: Jonathan Biedermann

Harmonisierung – was bedeutet das konkret?

Anstatt wie bisher mühsam zwischen den Rechercheplattformen NEBIS, iluplus, swissbib und anderen hin und her zu recherchieren, erfolgt die Suche zukünftig in einem einzigen Katalog, der sich swisscovery nennt. Das neue, schweizweite Bibliotheksnetzwerk mit dem kryptischen Namen SLSP (Swiss Library Service Platform) ersetzt die bisherigen Bibliotheksverbände. Durch diesen Zusammenschluss soll Wissen leicht gefunden und genutzt werden können, was unser Studierendenleben hoffentlich um einiges erleichtert. Wie die Zentral- und Hochschulbibliothek (zhb) Luzern schreibt, werden durch den Zusammenschluss der Bibliotheken 30 Millionen Bücher und mehr als drei Milliarden elektronische Artikel in einem Katalog gebündelt. Und die Harmonisierung bringt noch weitere Vorteile:

  • Der neue Kurierdienst des SLSP liefert jedes Medium für sechs Franken landesweit innert 48 Stunden in die gewünschte Bibliothek.
  • Alle Medien werden neu automatisch fünf Mal verlängert, sofern sie nicht von anderen Nutzenden reserviert wurden.

Mit welchen Einschränkungen müssen wir rechnen?

Neben diesen Vorteilen bringt die Umstellung auf das neue System im ersten Moment auch geringe Einschränkungen mit sich: Zuerst müssen sich alle Nutzer*Innen aus Datenschutzgründen hier neu registrieren. Dies geschieht jedoch ganz einfach und schnell mit einem SWITCH-edu-ID-Konto. Dieses Konto besitzen wir Studierende normalerweise bereits für die Anmeldung bei OLAT oder im UniPortal (Achtung, das ist nicht das gleiche Login wie für Webmail oder eduroam!).

Zudem wird es vor dem Start der Plattform zu einem Unterbruch des Systems kommen. Vom Freitag, 4. Dezember, bis am Montag, 7. Dezember, um 10:00 Uhr können keine Bücher ausgeliehen, verlängert oder zurückgegeben werden. Zum Lernen sind die Räumlichkeiten der Bibliothek während dieser Zeit aber regulär geöffnet. Falls ihr ausgeliehene Bücher habt, müsst ihr im ersten Moment nichts unternehmen. Die Ausleihen, die noch im alten System erfasst sind, werden wie üblich mit einer kostenlosen Erinnerung zurückgerufen, sobald die Leihfrist abgelaufen ist. Wird ein Buch nach dem Systemwechsel zurückgegeben, wird es automatisch vom alten Konto abgebucht und dann im neuen System wieder als «verfügbar» angezeigt. Wichtig zu wissen ist aber, dass man sich ab dem 7. Dezember nicht mehr in sein altes Benutzungskonto bei iluplus einloggen kann! Das heisst, es ist nicht mehr möglich, Ausleihfristen zu verlängern oder zu schauen, welche Bücher man ausgeliehen hat. Die zhb empfiehlt daher, die Medien nach dem 7. Dezember zu retournieren und dann direkt im neuen System auszuleihen. So sind die Medien im neuen Konto aufgelistet und einsehbar. Auch die im iluplus-Benutzungskonto als Favoriten gespeicherten Titel können nicht ins neue System migriert werden. Damit diese gespeicherten Favoriten nicht verloren gehen, können sie exportiert werden, eine Anleitung dazu findet ihr hier . Zudem ist es bereits seit dem 15. November nicht mehr möglich, ausgeliehene Medien zu reservieren. Und auch Kurierbestellungen von anderen Standorten sind bis zum Start des neuen Systems nicht mehr möglich. In dieser Timeline und auf der Homepage der zhb findet ihr weitere Informationen über die erwarteten Einschränkungen.

Gut Ding will Weile haben…

All diese Einschränkungen lassen bereits vermuten, wie kompliziert diese Umstellung ist. Und trotzdem ist es eigentlich erstaunlich, dass so ein «Quantensprung», wie es Thomas Marty, Projektleiter von SLSP in der NZZ vom 25. Juli 2020 nennt, erst jetzt realisiert wird. Wie Benjamin Flämig, Projektverantwortlicher für SLSP von der zhb auf Anfrage von Lumos erklärt, ist der Wechsel zu SLSP ein aussergewöhnlich komplexes Projekt und im internationalen Vergleich einmalig. Daten von 475 anderen Bibliotheken werden zusammengeführt und müssen abgeglichen werden, so dass keine Doubletten vorhanden sind. Die Zusammenarbeit mit den anderen Schweizer Bibliotheken wird sehr eng sein und Fläming führt aus: «Dies hat für die zhb in den letzten zwei Jahren intensive Abstimmungen, Vorbereitungen und Anpassungen erfordert und Bibliotheksmitarbeitende neben ihrer regulären Tätigkeit enorm beansprucht. Es war zudem nicht immer leicht, sicherzustellen, dass Besonderheiten des Luzerner Hochschulstandortes, wie die ungewöhnlich enge Kooperation zwischen Universität, Hochschule und Pädagogischer Hochschule, im Ausleihbetrieb und beim E-Medien-Zugang auch im neuen System weiterbestehen können».

Aber warum muss das System drei ganze Tage unterbrochen werden – und das ausgerechnet Ende Semester, wenn viele Studierende Semesterarbeiten oder Prüfungen vorbereiten müssen? Laut Flämig ist der Unterbruch übers Wochenende nötig, damit die Umstellung möglichst reibungslos und fehlerfrei über die Bühne gehen kann. Während dieser Zeit werden alle offenen Ausleihvorgänge vom alten ins neue System migriert und die Infrastruktur, wie zum Beispiel die Selbstausleihstationen, wird angepasst. Auf das Datum der Migration hatten die einzelnen Bibliotheken wenig Einfluss, wie Benjamin Flämig beteuert: «Wir haben eine Verschiebung mit Blick auf den ungünstigen Zeitpunkt am Semesterende leider nicht mit Erfolg einbringen können und halten den Unterbruch des eigentlichen Ausleihbetriebs vom 4. bis zum Morgen des 7. Dezember daher so kurz wie möglich.»

Ob der Start des neuen Systems tatsächlich reibungslos verläuft, werden wir am 7. Dezember sehen. Die zukünftige Literaturrecherche dürfte aber auf jeden Fall einfacher und effizienter werden. Und so können wir uns ja umso mehr auf die kommenden Seminararbeiten freuen! 😉

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