Auf diese Frage gibt es viele Antworten, wie aus dem Gespräch mit verschiedenen Personen egal welchen Alters oder welchen Berufs hervorging. Um allerdings falsche Erwartungen vorwegzunehmen: In diesem Text finden sich kaum klare Antworten.
Lara Härri, Rechtswissenschaften
Klar, wenn man von der schönsten Nebensache spricht, denken Alle an das EINE. Dies aber soll in diesem Artikel keine Rolle spielen (Sorry an alle Glüstler*innen, blättert einfach weiter, oder lest die Bravo…). Vielmehr handelt der Artikel von den unterschiedlichen Reaktionen, die ich erhalten habe, als ich ohne jegliches Konzept, Personen nach ihrer persönlichen schönsten Nebensache gefragt habe.
Eins ist klar; wer von mir auf offener Strasse mit der Frage: «Was ist für dich die schönste Nebensache der Welt?» belästigt wird, reagierte zuerst mit einem komplett verwirrten Gesichtsausdruck. Vorausgesetzt natürlich, dass ich nicht mit einem «Ich bin gerade so im Stress» abgewimmelt wurde. Unklar bleibt dagegen die Frage, ob dies daran liegt, dass gerade wir Schweizer*innen es prinzipiell verlernt haben mit fremden Personen zu kommunizieren, oder ob die Frage dann doch etwas zu anspruchsvoll war.
Erste Versuche einer Antwort folgten erst nach einer anfänglichen Verwirrung – wenn auch bei manchen die Kreativität der Überforderung wich und die Frage sogleich als «unbeantwortbar» abgetan wurde.
Natürlich gestehe ich der Frage eine gewisse Schwierigkeit zu. Das Wort «Nebensache» ist schwer greifbar und in unserem Sprachgebrauch mit einer negativen Note vorbelastet. Für die einen stellt der Ventilator im Sommer die schönste Nebensache dar, während es für andere eine Runde schwimmen im See oder das Mitsingen zu lauter Musik ist.
Jemand anderes erwähnte den Coiffeur*innenbesuch als schönste Nebensache. Es sei ein Moment der Entspannung. Diese Person schwärmte geradezu davon, mit den unterschiedlichsten Menschen in Kontakt zu treten. Gerade die Heiterkeit dieser Erzählung macht skeptisch: Können Entspannungsmomente als auch soziale Kontakte eine Nebensache sein? Könnte es sein, dass etwas, das auf den ersten Blick nebensächlich erscheint, es auf den zweiten Blick nicht mehr ist?
Da Normalbürger*innen solche Mühe hatte meine Frage zu beantworten, wurde es Zeit sie dort zu stellen, wo angeblich die Antwort auf Alles zu finden sei. Ein Pfarrer antwortete: «Man(n) denkt bei dieser Frage ja gerne an Fussball. Dieser Gedanke liegt auch mir nicht fern und dazu trinke ich gerne ein Bier, am liebsten mit Freunden… wobei ich aber von Neben- bereits in Hauptsächliches übergehe», fiel ihm in diesem Moment selbst auf. Dies zeigt wie schwer fassbar die Bedeutung der «Nebensache» ist – widerspricht es sich gar etwas Schönes als Nebensache zu bezeichnen?
Wobei vielleicht noch anzufügen ist, dass ich selbst nicht weniger Probleme hatte die Frage zu beantworten. Vielleicht war sogar die Taktik, mich einfach von Anfang an abzuweisen, die schlauste. Trotzdem haben die Ausweichenden dann ein vermeintlich lohnenswertes Gespräch mit mir verpasst, schade.