Schüler und Schülerinnen der Luzerner Gymnasien und Berufsschulen müssen nach den Sommerferien eine Maske tragen. Wie steht es mit einer Maskenpflicht an der Universität Luzern? Und was erwartet uns diesen Herbst im zweiten Coronasemester sonst noch? Lumos hat nachgefragt.
Anselma Künzle, Weltgesellschaft & Weltpolitik
Langsam haben wir uns bereits an die vermummten Gesichter in den Zügen und Bussen gewöhnt. Seit am 6. Juli die Maskenpflicht im ÖV eingeführt wurde, sitzen die meisten Pendlerinnen und Pendler still verborgen hinter ihrem Papier- oder Stoffmundschutz. Auch Schüler und Schülerinnen der Luzerner Gymnasien und Berufsschulen werden sich nach den Sommerferien an die Maske gewöhnen müssen: Als erster Kanton hat Luzern eine Maskenpflicht für die Schulen der Sekundarstufe II erlassen. Könnte dieses Szenario bald auch an der Universität Luzern Realität sein?
Reduzierte Anzahl Personen in den Seminarräumen
Laut Lukas Portmann, dem Kommunikationsbeauftragten der Universität Luzern, sind Masken dann nötig, wenn der Mindestabstand (aktuell 1,5 Meter) während mehr als 15 Minuten nicht eingehalten werden kann. Er verweist auf das Grundszenario (Schutzkonzept Phase 3) für das Herbstsemester 2020, welches, sofern es die Lage erlaubt, ab dem 17. August 2020 in Kraft tritt. Entsprechend dem Motto «So persönlich wie möglich, so digital wie nötig» sieht dieses Szenario hybride Lehrveranstaltungen vor. Das heisst, ein Teil der Studierenden kann persönlich im Veranstaltungsraum anwesend sein, der andere Teil wird via Zoom zugeschaltet oder die Vorlesung ist als Podcast zugänglich. Gemäss Portmann wird die Anzahl Personen in den Räumen so beschränkt, dass der Mindestabstand eingehalten wird und folglich keine Masken nötig sind.
Ein Blick in das Schutzkonzept (Phase 3) zeigt, dass sich die Kapazität der Seminarräume stark reduziert, wenn der Mindestabstand von 1,5 Meter gewährleistet werden muss. Die Räume wären dann nicht einmal zur Hälfte belegbar. Zum grössten Hörsaal HS1, der normalerweise Platz für 363 Personen bietet, hätten gerade noch 127 Studierende Zutritt. In den zweitgrössten Hörsälen hätte es statt für 253 noch für 86 Personen Platz. Und in den kleineren Seminarräumen, die für 30 Personen vorgesehen sind, wären noch 12 Personen zugelassen. Müsste ein Abstand von einem Meter eingehalten werden, könnten die Räume etwa zur Hälfte gefüllt werden: In den kleineren Seminarräumen mit 30 Plätzen wären 15 Personen erlaubt, in den mittleren Sälen mit 100 Plätzen wären 49 Studierende zugelassen.
Hybrider Lehrmodus mit «Eulen»
Damit dieser hybride Lehrmodus umgesetzt werden kann, wird weiterhin die Software «Zoom» verwendet. Die abwesenden Studierenden werden via Notebook zugeschalten und sind so virtuell anwesend. Damit sie auch sichtbar sind, ist es möglich, ihre Bilder über den Laptop der dozierenden Person an die Leinwand zu projizieren – vorausgesetzt, sie haben ihre Kamera aktiviert. Alle dozierenden Lehrpersonen entscheiden aber selber, was sie anzeigen wollen. Während der Veranstaltung können sich Zoom-Teilnehmende per Chat oder direkt mündlich melden. In kleineren Räumen (bis 48 Plätze) reicht gemäss Schutzkonzept das integrierte Mikrofon des Notebooks aus, um das Gesagte sowohl der Zoom-Teilnehmenden als auch der anwesenden Studierenden zu übertragen. Bei den grösseren Räumen, in denen die Dozierenden das bereits vorhandene Mikrofon verwenden, wird ein zusätzliches USB-Mikrofon benötigt, damit der Lautsprecherton auch in die Zoom-Session übertragen werden kann.
Spannend wird die Umsetzung von kleineren, interaktiven Seminaren. Aus dem Schutzkonzept (Phase 3) der Uni geht hervor, dass hier sogenannte «Meeting Owls» verwendet werden können. Diese 360°-Kamera mit Lautsprechern und Mikrofonen wird in der Mitte des Seminarraums platziert und ermöglicht die Übertragung von Bild und Ton der sprechenden Person. Das heisst, der gesamte Kamera-Bereich wird in einem Zoom-Bild angezeigt und die Person, die spricht, wird in einem zusätzlichen Bildausschnitt hervorgehoben. Auf Anfrage von Lumos bestätigte Portmann, dass die abwesenden Seminarteilnehmenden so sichtbar sind und aktiv an der Diskussion teilnehmen können. Voraussetzung für dieses Werkzeug ist die Bestuhlung im Kreis oder Quadrat. Dies kann in gewissen Räumen bedeuten, dass ein oder zwei Plätze weniger verfügbar wären. Die Universität besitzt bereits zwei dieser Eulen und hat weitere fünf bestellt.
«Es ist noch zu früh, um über eine Maskenpflicht zu sprechen»
Das oberste Ziel der Universität ist, dass alle Studierenden ohne Unterbruch ihr Studium weiterführen können, so Lukas Portmann. Mit hybriden Lehrveranstaltungen soll das insbesondere auch für vulnerable Personengruppen möglich sein. Als vulnerabel gelten Angehörige von Risikogruppen und Personen in Quarantäne sowie ihre Kontaktpersonen. Portmann betont, dass es noch zu früh sei, um über eine Maskenpflicht im Herbstsemester 2020 zu sprechen oder schon definitiv zu entscheiden. Wie die Situation im September aussehen wird ist noch unklar, bis auf Weiteres gilt das aktuelle Schutzkonzept Phase 2. Und darin ist bereits klar definiert, dass Mitarbeitende und Besuchende eine Schutzmaske tragen müssen, falls sie den definierten Grundabstand (zurzeit 1,5 Meter) während länger als 15 Minuten nicht einhalten können.
Das Herbstsemester 2020 wird nicht wie gewohnt, das ist sicher. Unklar bleiben jedoch noch folgende Punkte: Werden wir unsere Referate doch in Persona oder von Masken / schlechten Mikrofonen verzerrt halten müssen? Wie werden wir unsere Mittagspausen verbringen – nach jedem Bissen die Maske wieder hoch? Würde die Uni im Falle einer Maskenpflicht den Studierenden und Mitarbeitenden Masken zur Verfügung stellen? Und wie wird geregelt, wer wann persönlich in einer Veranstaltung anwesend sein darf?
Was würdet ihr von einer generellen Maskenpflicht an der Uni halten? Würdet ihr die Veranstaltungen mit Maske besuchen oder lieber von zu Hause verfolgen?
Edit: Eure Reaktionen auf unsere Umfrage zeigen, dass viele von euch die Seminare auch mit Maske besuchen würden. Vor allem in Seminaren, die mehr Interkation verlangen, würden Studierende eine Maske akzeptieren: «Yep, zumindest bei Seminaren wo Interaktivität im Vordergrund steht». «Seminare ja, Vorlesungen lieber digital als mit Maske». Natürlich habt ihr auch berechtigte Bedenken geäussert: «Lieber nicht, die Maske schafft immer eine unangenehme Distanz!» Oder: «Nein. Die Masken sind für Nasennebenhöhlen ungesund. Online ist aber auch doof 😜».