In einer Zeit, in der ein Magazin nach dem anderen ausstirbt und wir uns fragen müssen, ob Printmedien noch Platz haben in unserer Online-Gesellschaft, schimmert in einem kleinen Laden im Zürcher Langstrassenquartier Hoffnung. Ein Besuch bei Print Matters.
Elena Oberholzer, Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften (Text)
Laura Kneisel, Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften (Bilder)
An der Tür hängt ein Zettel: Bin gleich wieder da! Keine fünf Sekunden stehe ich vor dem Laden, als auch schon ein zweiter Kunde ankommt und enttäuscht die Botschaft liest. Wie lange das wohl dauern wird? Jemand kommt aus dem Gebäude nebenan und versichert uns, Maurice sei nur kurz zur Post gelaufen. Man kennt sich hier im Zürcher Kreis 4. Dann kommt er auch schon, der Mann hinter «Print Matters!». Auf dem Arm trägt er zwei riesige Kartonschachteln. «Sorry, musste diese Pakete dringend abholen», ruft er.
Maurice, du hast Print Matters vor zirka einem Jahr übernommen und dem damaligen Online-Shop und Pop-Up Store ein festes Zuhause gegeben. Wie kam das?
Ich kenne die fünf Freunde, welche Print Matters im Jahr 2015 ins Leben gerufen haben. Durch sie lernte ich die unabhängigen Magazine erst kennen und lieben. In der Schweiz gab und gibt es nichts Vergleichbares, wo man solche Magazine kaufen könnte.
Als ich im Herbst 2018 dann erfuhr, dass die Gründer das Projekt wegen Zeitmangel aufgeben wollten, fand ich das unglaublich schade. Damals war ich auf der Suche nach einem Thema für meine Bachelorarbeit. So kam ich dann darauf, Print Matters weiterzuführen und mich dem Thema auch gleich in meiner Abschlussarbeit zu widmen. Dabei war mir eines wichtig: Das Projekt wieder grösser zu machen und vor allem, Print Matters sein eigenes Ladenlokal zu geben.
Das Geld für das Ladenlokal hast du mit einem Crowdfunding gesammelt.
Genau, weil ich eben wirklich ein permanentes Geschäft eröffnen und nicht nur online und im Pop-Up-Stil Magazine verkaufen wollte. Der Laden, die Einrichtung und das erste Lager an Magazinen kostete ein bisschen was. Dieses Geld kam durch das Crowdfunding dann glücklicherweise zusammen.
Für die erste Ausgabe unseres Studimagazins haben wir auch via Crowdfunding Geld gesammelt. Bei uns hat das relativ gut funktioniert, wir brauchten aber auch nicht allzu viel Geld. Wie war es bei dir?
Ja, das war schon eine recht harzige Sache … (lacht).Weil ich sehr viel Geld brauchte (49’000 CHF), wurde es dann schon knapp. Aber am Ende hat es funktioniert.
Arbeitest du alleine für Print Matters oder hast du auch noch Angestellte?
Momentan bin ich alleine hier. Erstens liegt es finanziell nicht drin, jemanden anzustellen, und zweitens, weil ich noch so viel Organisatorisches zu tun habe, dass ich sowieso die ganze Woche hier sein muss – und dann brauche ich niemand anderen im Laden.
Du hast das Finanzielle angesprochen. Mal ehrlich: Wie gut läuft der Laden?
Es dauert natürlich eine Weile, bis alles läuft. Die Eröffnung war Ende Mai, und dann kam der Sommer und alle fuhren weg. Da war nicht sehr viel los. Kurz vor Weihnachten kam das Ganze so langsam ins Rollen und ich konnte einiges verkaufen. Ich glaube, das braucht einfach seine Zeit. Die Leute müssen zuerst wissen, dass es uns gibt und dann auch, wo der Laden überhaupt ist. Das spricht sich langsam rum. Aber so viel sei gesagt: Einfach ist es nicht.
Wir unterbrechen das Gespräch, weil ein Kunde in den Laden kommt. Maurice fragt ihn mit seiner freundlichen aber zurückhaltenden Art, ob er ihm etwas zeigen dürfe. Er wolle nur schauen, antwortet dieser. Schauen – das kann man gut bei Print Matters. Der kleine, hübsche Laden ist bis oben voll mit den unterschiedlichsten Magazinen. Die Themen erstrecken sich von Fotografie über Specialty Coffee hin zu Wanderlust und Sexualität. In der Ecke steht eine Kolben-Kaffeemaschine eines Zürcher Labels und der Parkettboden gibt dem Laden ein schönes Altstadt-Flair. Das Ambiente lädt zum Verweilen ein.
Hast du schon Pläne für die Zukunft?
Schon während des ersten Jahres hatten wir eine ganze Reihe Events im Laden: Die Eröffnung, verschiedene Konzerte, Lesungen und so weiter. Davon möchte ich gerne mehr machen. Zudem möchte ich online weiter Werbung machen, sodass man auch in anderen Städten auf uns aufmerksam wird.
Welchen Mehrwert haben Printformate im Gegensatz zu Online-Magazinen?
Das Haptische. Print-Magazine kann man sammeln und zu Hause ins Regal stellen. Wenn man Besuch hat, kann man die Magazine zeigen. Gerade wenn ein Format viel mit Bildern oder Fotos arbeitet, wirkt das online einfach nicht. Aber für Print braucht man, im Gegensatz zum Internet, wo alles so schnell geht, ein wenig Geduld – und Geld.
Warum ist Print nicht tot?
Ich glaube, dass die Mainstream-Magazine kurz vor dem Ende sind. Da kann man regelrecht beobachten, wie eines nach dem anderen ausstirbt oder nur noch online verfügbar ist. Aber ich glaube, für andere Magazine ist es wie mit Schallplatten. Vor einigen Jahren gab es – trotz Spotify – eine Art Nischenboom, der dann immer grösser wurde. Mit unabhängigen Magazinen könnte das Gleiche passieren. Für die gibt man gerne Geld aus. Es ist jetzt schon ein Mini-Boom spürbar, ein kleiner Hype sozusagen.
Print Matters!
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