Obwohl heute viele Gedanken an Essen verschwendet werden, unterscheidet sich unsere Wertschätzung für Nahrung von derjenigen unserer Vorfahren. Dies widerspiegelt sich in der Zeit, die wir für’s Essen aufwenden, wie auch im Geld, das wir dafür in die Hand nehmen.
Lara Härri, Rechtswissenschaften
Während die Essensbeschaffung und Zubereitung früher mit einem viel grösseren Aufwand verbunden waren, haben wir heute die Möglichkeit, einzig den Backofen anzuschalten, die Tiefkühlpizza reinzulegen und zehn Minuten zu warten, woraufhin wir diese sofort genüsslich verschlingen können. Und obwohl klar ist, dass nicht alle Menschen die Zeit haben, sich Zeit zum Kochen und Essen zu nehmen, haben Fertiggerichte ihre Tücken. In ihnen verstecken sich oft übermässig viele Fette, Zucker, Salz und Geschmacksverstärker, während nur wenig Vitamine und Ballaststoffe enthalten sind.
Indem man sich früher mehr Zeit genommen hat, eine ausgewogene Mahlzeit auf den Tisch zu bringen, war automatisch ein grösseres Bewusstsein für Nahrungsmittel vorhanden, als dies in der heutigen Snack-Gesellschaft der Fall ist. Was aber nicht bedeuten soll, dass heutzutage weniger Anforderungen an unser Essen gestellt werden – ganz im Gegenteil: Essen soll nicht mehr nur satt machen und schmecken, sondern auch schnell zubereitet, gesund und preiswert sein.
Superfood aus Südamerika statt Karotten aus dem Garten
Um sicher zu gehen, dass wir gesund und schlank bleiben, greifen wir dann zu aktuell gehyptem Superfood wie Chia-Samen, Avocado oder Quinoa und verdrängen, dass die kleinen Mengen, die wir davon zu uns nehmen, keinen wissenschaftlich bewiesenen Gesundheitsvorteil mit sich bringen und diese Superfoods meist aus weit entfernten Ländern eingeflogen werden. Trotz den Superfoods weist jede fünfte in der Schweiz lebende Person Anzeichen eines Nährstoffmangels auf. Gerade Sportler greifen vermehrt zu Nahrungsergänzungsmitteln, wobei gerne vergessen wird, dass lebenswichtige Antioxidantien nicht in Kapseln gepresst werden können.
Durch den Überfluss an Lebensmitteln in westlichen Ländern ist die Wertschätzung dieser stark gesunken, was beispielsweise an der Food-Waste-Problematik sichtbar wird. Untenstehende Grafik macht indes deutlich, dass reiche Länder eher weniger Geld für ihr Essen ausgeben. So sind dies in der Schweiz durchschnittlich 8,7 Prozent des Einkommens, in den USA gar nur 6,2 Prozent, während in einem Land wie Nigeria die Hälfte des Einkommens für Essen aufgewendet wird. Womöglich hat die Wertschätzung auch eine Auswirkung auf das Körpergewicht der Bevölkerung. Schliesslich sind die USA eines der Länder mit den prozentual meisten übergewichtigen Personen.
Zu behaupten, dass früher alles besser war, wäre aber doch übertrieben. Denn schliesslich gibt es auch aktuell bewundernswerte Projekte wie das Urban Gardening, wodurch neben einer ortsnahen Produktion auch eine Sensibilisierung für nachhaltige Lebensstile erreicht werden kann. Wir könnten uns in Bezug auf das Bewusstsein und die Wertschätzung des Essens durchaus ein Vorbild an unseren Grosseltern nehmen. Denn mit den Möglichkeiten, die uns aktuell zur Verfügung stehen, müssen wir uns nur noch überwinden, uns gesund und nachhaltig zu ernähren.